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Fun-Trike KMX: Bremsen, bis der Arzt kommt

Dreirad KMX So schön kann schleudern sein

Mountainbike? Öde. Go-Kart? Kinderkram. BMX? Gääähn. Aber von jedem das Beste zusammengeschraubt, das knallt: Ein englischer Tüftler hat ein Pedal-Dreirad entwickelt, mit dem Radeln mindestens so viel Spaß macht wie eine Fahrt auf dem Geländemotorrad. Schleudern garantiert!

Sliden oder Driften sind für die meisten Radler Fremdworte. Wer will schon gern in einer Kurve vom eigenen Hinterrad überholt werden? Rallye-Fahrer vielleicht, aber auf keinen Fall Pedaleure. Hat das Rad jedoch drei Räder, sieht die Sache anders aus. Ein rutschendes Hinterrad macht dann kaum Probleme, sondern richtig Spaß.

Der englische Feuerwehrmann Barry Smith hat im Jahr 2000 ein erstes pedalgetriebenes Trike für seinen Sohn gebaut, mit dem man spektakulär um die Ecke rutschen kann. KMX  nannte er die Kreuzung aus BMX, Go-Kart und Mountainbike. Es hat vorn zwei kleine lenkbare Räder und hinter dem tief montierten Sitz ein Hinterrad - der klassische Aufbau dreirädriger Liegeräder. Nur eben andersherum.

Auf Luxus wie Vollfederung müssen Fahrer jedoch verzichten: "Ein KMX ist eher auf Robustheit gebaut als auf Bequemlichkeit", sagt Rainer Hovemann, der den KMX-Vertrieb in Deutschland  organisiert. Der tiefe Schwerpunkt und die besondere Radaufhängung sorgen selbst in Extremsituationen für stabilen Geradeauslauf - ideal für Downhill.

Losradeln, einlenken und bremsen, bis das Rad blockiert

Mittlerweile hat der KMX-Erfinder Smith eine kleine Firma gegründet und verschiedene Modelle für Kinder und Erwachsene im Programm. Sie tragen Namen wie Tornado oder Viper und ermöglichen sportliches Fahren im Gelände wie auf der Straße. Allen Spaß-Dreirädern gemeinsam ist die Bremse am Hinterrad - zusätzlich zu den Scheibenbremsen an den beiden Vorderrädern. "Die Bremse hinten ist wichtig, denn nur damit kann man Sliden", erklärt Hovemann. "So was machen andere Trike-Hersteller nicht."

Und wie rutscht man mit dem Heck um die Kurve? Ganz einfach: Geschwindigkeit aufnehmen, einlenken und dann die Hinterbremse anziehen, bis das Rad blockiert. Schon fängt es an zu driften. Umkippen kann das Trike wegen des niedrigen Schwerpunktes zum Glück kaum: Man sitzt nur wenige Zentimeter über dem Boden.

Sven Krage, ein KMX-Fahrer aus Hamburg, dreht auf seinem Trike gern Runden um die Außenalster. "Auf den Schotterwegen macht das Sliden besonderen Spaß - und man hat immer viele Zuschauer", sagt er lachend. Um sein Dreirad noch präziser steuern zu können, hat Krage selbst Hydraulikbremsen montiert.

Selbst für Stunts sind die KMX-Trikes gut: Auf YouTube-Videos zeigen Jugendliche ihre Kunststücke, etwa das gekippte Fahren auf zwei Rädern. Wer sich unter den vorderen Teil des Rahmens ein Minirad montiert, kann sein KMX beim Fahren auch nach vorn Kippen, so dass das Hinterrad abhebt.

"Meine Frau wollte eins, mein Sohn wollte eins, ich wollte eins"

Selbst als Rad für den Alltag taugen die Spaß-Trikes, wenn man passende Reifen aufzieht. Klaus Biesemeier, ein 30-jähriger Familienvater aus Lemgo, hat vor zwei Jahren sein Auto abgeschafft und ist auf KMX umgestiegen. Auch seine Frau und sein Sohn radeln mit einem. "Ich bin früher viel Mountainbike gefahren, hatte aber öfter Probleme an den Händen und Schultern." Seit er das englische Liegerad fährt, ist damit Schluss.

"Wir haben uns auch Dreiräder von anderen Herstellern angeschaut", berichtet Biesemeier. Das Problem sei jedoch deren hoher Preis gewesen. "Meine Frau wollte eins, mein Sohn wollte eins, ich wollte eins." Da sei man schnell bei den Kosten eines Kleinwagens gelandet.

Letztlich entschied sich seine Familie für die zwar schwereren, aber äußerst robusten KMX-Modelle. Stabilität und der niedrigere Preis gaben den Ausschlag. Modelle für Kinder gibt es ab 500 Euro, jene für Erwachsene ab 1000 Euro. Vollgefederte Trikes wie das Modell Scorpion von HP Velotechnik  kosten je nach Ausstattung schnell das Dreifache und mehr.

Biesemeier schätzt zudem, dass bei KMX-Modellen außer dem Rahmen nur Standardteile verbaut werden, wie sie etwa auch bei Mountainbikes üblich sind. Spezielle Kugellager, wie sie manche Liegeradmanufaktur verwendet, gibt es bei seinem Dreirad nicht. Das sorgt für niedrige Unterhaltskosten.

"Wir fahren damit einkaufen und bringen die Kinder mit dem Hänger in den Kindergarten", sagt Biesemeier. Mit Ballonreifen rolle auch ein KMX auf der Straße leicht und habe einen hohen Komfort. "Ich bin damit schneller unterwegs als auf einem normalen Rad." Man könne dank der tieferen Sitzposition mehr Kraft auf die Pedale bringen.

Der niedrige Sitz ist im Straßenverkehr allerdings nicht ohne. "Das Rad ist flach, eine Fahne an einem langen Stab ist keine Garantie, dass man gesehen wird", sagt Biesemeier. Trotzdem sei er früher mit dem Mountainbike öfter in brenzlige Situationen geraten als nun mit dem KMX. "Ich habe einen Blick dafür entwickelt, wenn mich jemand nicht sehen kann. Ich fahre nicht mehr neben Lkw, das ist mir zu gefährlich."

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